Reflexionen zum Laufen und Helfen anlässlich des nahenden SCMT 100km-Self-Transcendence-Laufs im Wiener Prater am kommenden Sonntag, 13.06.

Es gibt für alles im Leben einen Ausgleich oder eine Entschädigung: Mutter Natur hat mich zwar mit nur mäßigem sportlichen Talent versehen (große, normalgewichtige Menschen wie ich zählen auch nicht gerade zu den geborenen Läufertypen), dafür wurde ich jedoch mit einem begeisterungsfähigen Naturell beschenkt, dem ich bei den mittlerweile weit verbreiteten Laufveranstaltungen mannigfaltigen Ausdruck verleihen kann. Sei es selbst "aktiv" als Hobby- und Fitnessläuferin oder als Helferin bei einem unserer SCMT Self-Transcendence-Läufe oder im Rahmen einer der großen, nicht von meinem Team organisierten Laufveranstaltungen (wie z.B. dem Vienna City Marathon) bei einer der Verpflegungsstationen, oder einfach nur Läufer inspirieren und anfeuern - die Möglichkeiten sind zahlreich und es bietet sich ein weites Betätigungsfeld.

Wenn ich an den Beginn meiner eigenen "Läuferinnen-Karriere" zurückdenke, der nun mittlerweile ca. 15 Jahre zurückliegt, so weiß ich nicht mehr genau, was zuerst war - die Henne oder das Ei, das Helfen oder das Laufen. Ich glaube, in meinem Fall war es das Helfen. Zumindest weiß ich, dass mich der Laufbazillus nach dem Helfen bei einer unserer Veranstaltungen, dem 10km-Donauparklauf im August 89, packte und nicht mehr los lies und dass ich meinen ersten Marathon 1991 gelaufen bin - ein Jahr nachdem ich beim New York City Marathon an einer Verpflegungsstation mitgeholfen hatte und von den Läufermassen fasziniert war. Sowohl das Helfen als auch speziell mein erster Marathon (mit einer für mich persönlich unerwartet guten Zeit) waren eine wunderbare Erfahrung und unvergessliche Erlebnisse für mich - nicht immer gerade einfach, wie's eben dazugehört, aber sehr lehrreich und beglückend (ich glaube, nicht nur auf Grund der legendären Läufer-Glückshormone).

Ich bin sehr froh, dass mir meine ursprüngliche Begeisterung für Laufveran-staltungen bis heute erhalten geblieben ist. Ich liebe die Atmosphäre bei den Läufen - die Spannung vor und beim Start, die Inspiration durch die Elitesportler, mit denen jeder Hobbyläufer gemeinsam am Start steht und läuft, die Ästhetik des Laufsports, der Ansporn und das Getragenwerden durch die anderen Läufer, das intensive und harte An-sich-Arbeiten aller Teilnehmer, der Wille, über sich hinaus zu gehen und der Versuch, sich selbst zu transzendieren und zu verbessern, die Energie eines großen Läuferfeldes, das Einssein von Läufern, Helfern und Zusehern, das Schwitzen, Kämpfen und Durchhalten - und schließlich diese Freude, Erleichterung und das Triumphieren beim Überqueren der Ziellinie! Meine Bewunderung und Anteilnahme speziell als Helferin oder Zuschauerin (was gelegentlich auch vorkommt) gehören sowohl den ersten als auch den letzten Läufern, denn beim Laufen zählt mehr denn je der Gedanke des "Dabei sein ist alles" und des "Everybody is a winner".

In diesem Sinne freue ich mich sehr, am kommenden 100km-Lauf im Wiener Prater wieder als Leiterin der Verpflegungsstation teilnehmen und teilhaben zu können. Ich glaube, dass meine eigenen Erfahrungen als Läuferin mir dabei helfen, die Bedürfnisse der TeilnehmerInnen besser zu verstehen und ihre Leistungen gebührend wertzuschätzen. Meinen Beitrag gut zu leisten und mich auch auf diesem Gebiet zu verbessern ist stets auch eine neue Herausforderung für mich. Dafür erhalte ich auch den schönsten Lohn: die Möglichkeit, meine eigene Begeisterung und Inspiration für den Laufsport wach zu halten, selber weiterhin im Rahmen meiner persönlichen Möglichkeiten zu laufen und zu trainieren und meinen Körper gesund und fit zu halten. Und last but not least: Begeisterung hält jung! Also dann bis zum Sonntag im Prater

von Indivar Stolba