Für viele Nicht-Läufer, aber auch für die meisten Läufer sind Ultra-Marathons (Läufe, die länger sind als ein Marathon) etwas nur schwer Vorstellbares. Der längste, organisierte Wettlauf den es gibt, wird über 3.100 Meilen (!) (man läuft ca. 50 Tage) vom Sri Chinmoy Marathon Team ausgetragen und findet jedes Jahr in New York statt.
Ghantika H. ist eine junge Ultraläuferin, die schon einige Erfahrung in diversen Läufen gesammelt hat. Ihr längster Lauf bisher war ein 6-Tage-Lauf in New York, im April 2000, welches sie mit 321 Meilen (516 km - die Strecke von Graz über Wien nach Salzburg) beendete.
Im Folgenden lesen Sie ein Interview mit ihr über ihre Vorbereitungen, Erfahrungen und Gedanken zu dem Lauf.

Frage: Wie alt bist du?
Ghantika H.: 28 Jahre

Frage: Wie lange läufst du schon?
Ghantika H.: Seit 8 Jahren.

Frage: Wann bist du Deinen ersten Marathon gelaufen?
Ghantika H.: Ein halbes Jahr, nachdem ich mit dem Laufen begonnen habe, es war in Rom.

Frage: Das ist doch selbst für erfahrene Läufer eine extrem kurze Vorbereitungszeit! In einem halben Jahr vom Nicht-Läufer zum Marathoni, wie macht man so etwas?
Ghantika H.: Ich habe mein Laufpensum ziemlich schnell auf 45 min am Tag erhöht, ich war damals wirklich konsequent! Nicht einmal von Regen, Schnee oder Eis habe ich mich am Anfang abhalten lassen, mein Lauf-Enthusiasmus hat mir geholfen, all diese Hindernisse zu überwinden...

Frage: Woher ist diese intensive Lauf-Begeisterung gekommen?
Ghantika H.: Meine Inspiration stammt von meinem spirituellen Lehrer Sri Chinmoy, von seiner Philosophie, seinen Schriften und von den anderen Schülern von Sri Chinmoy, die ich damals kennengelernt habe.

Frage: Hast du bei diesem Laufpensum keine körperlichen Probleme bekommen?
Ghantika H.: Am Anfang hatte ich öfters Knieschmerzen, aber ich bin trotzdem weiter gelaufen. Nach einem 24-Stunden Lauf in Prag, konnte ich dann kaum noch gehen, aber als sich die Knieschmerzen nach ein paar Tagen wieder gelegt hatten, war dies endgültig. Erstaunlicherweise sind sie seitdem bis jetzt nicht mehr zurückgekommen.

Frage: Ich habe schon von einigen Läufern gehört, daß die Hauptarbeit bei langen Läufen ja eigentlich gar nicht die äußeren Bewegungen, sondern die innere Anstrengung ist?
Ghantika H.: Das ist richtig, das Laufen wird sehr schwierig, wenn die mentale Einstellung nicht stimmt. Es ist unglaublich, wie zum Beispiel negative Gedanken den Körper schwächen und positive ihn stärken können. Ich habe von Anfang an versucht, meinen Verstand so ruhig wie möglich zu halten.

Frage: Und warum?
Ghantika H.: Ich habe auf diese Weise eine Art innere Kraftquelle entdeckt, welche mich trägt und dem Körper zusätzliche Energie spendet.

Apaga R., Graz