Kurz vor der Siegerehrung beim Grazmarathon hatte ich die Möglichkeit mit dem Gewinner des Marathons zu sprechen: Henry Kapkyai.

Mit 2:13:19 hat der Kenianer die zweitschnellste Zeit, die je beim Grazmarathon erzielt wurde, errungen. Gleichzeitig war dies auch seine persönliche Bestzeit. Obschon Henry Kapkyai mit 22 Jahren noch ein recht junger Läufer ist, hat er allerdings schon ein paar Marathons gelaufen: Beim Krakau Marathon letzten Jahres wurde er erster (2:16.52), in Oostende zweiter (2:13:38) und im März dieses Jahres vierter beim Treviso Marathon (2:14:20). Hier in Graz feierte er seinen zweiten großen Sieg.

„Wie war der Marathon“, frage ich ihn. „Very tough, but also very nice“, kommt die prompte Anwort. Bis Kilometer 30 lief Henry immer in der Spitzengruppe ein bisschen im Hintergrund und dann zog er plötzlich den anderen davon. Am Schluss hatte er mehr als eine Minute Vorsprung auf seine beiden Verfolger Richard Mutai (2:14:34) und Bellor Yator (2:14:35).

Ich wollte von ihm wissen, was er so pro Woche trainiert. „70 kilometers may be 100“, für mich eine sehr verblüffende Aussage. Vielleicht meinte er nur die sehr schnell gelaufenen Kilometer. Denn es ist bekannt dass die Kenianer bis zu 240 Kilometer in der  Woche laufen.

Henry trainiert unter dem bestbekannten italienischen Coach Renato Canova. Canova hat schon viele unbekannte Athleten zu Spitzenläufern ausgebildet unter anderem: Doppel-Weltmeister Stephen Cherono, der nun für Katar unter dem Namen Saif Saaeed Shaheen läuft (Hindernis-Weltmeister 2003 und 2005), 3000 Meter Hindernis Weltmeisterin Dorcus Inzikuru , Berlin Marathon Gewinner Philip Manyim, New York City und Boston Marathon Gewinner Rodgers Rop, um nur einige zu nennen. Es ist klar dass mit einem solchen Topcoach noch einige Verbesserungen für Henry zu erwarten sind.

Nächstes Jahr, versicherte er mir, wird er an einem größeren Marathon teilnehmen. Auch erwägte er eventuell wieder in Graz zu starten. Aber das wird allein sein Coach entscheiden. „Wirst du unter 2:10 laufen“, fragte ich ihn. Er antwortete mir: „May be“. Hier endete unser Gespräch, denn Henry wurde aufs Treppchen zur Siegerehrung gebeten.

Ich bin ganz sicher wir werden von diesem noch jungen talentierten Kenianer in Zukunft noch viel hören.

Roby Schiltz