Teilnehmer am 3100 Meilenlauf


Am 11. Juni beginnt der zum 10. Mal stattfindenden Self-Transcendence 3100 Meilen-Lauf in New York . Dabei ist wieder und dies bereits zum fünften Male Smarana Puntigam dabei. In einem Interview erläutert er uns warum und wieso er an diesem Lauf teilnimmt.
 

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Hi Smarana: Du hast gerade erst den Self-Transcendence 12-Stunden Walk in New York gewonnen.  Bald wirst du nach New York fliegen um am Self-Transcendence 3100 Meilen-Lauf teilzunehmen. Du scheinst ja in Form zu sein? Wie fühlst du dich?

Smarana: Für mich war der 12-Stunden Walk ein ganz spezielles Erlebnis. Ich habe bei sehr vielen Ultraveranstaltungen teilgenommen und bin sehr oft Zweiter oder Dritter geworden. Es hat mir oft die letzte Konsequenz gefehlt zu gewinnen und jetzt habe ich es einmal geschafft. Für mich ist es nicht so wichtig im Rampenlicht zu stehen, sondern mehr die Erfahrung, dass ich auch wenn es hart auf hart geht, die Konzentration behalten kann und mich 100 Prozent ausrichten kann auf das Ziel. Das war eine schöne Erfahrung.
Es gibt mir natürlich viel Selbstvertrauen für den Lauf in New York, aber vor allem das Vertrauen in eine Quelle der Energie, die für alle da ist und für die man sich öffnen kann.
Vor dem 12-Stunden Walk war ich die ganze Zeit krank und habe eine leichte Stirnhöhlenentzündung gehabt. Ich habe bis zum Start nicht gewusst, ob ich in der Lage bin die 12-Stunden zu beenden. Als der Start gegeben wurde, habe ich diese Energie gespürt, von der ich weiß, dass sie von außen, oben oder wie man das auch immer bezeichnen will, kam und kommt.
Das Geheimnis ist sich für diese Energie zu öffnen und sie frei fließen zu lassen.
In der Psychologie spricht man vom „Flow-Effekt“. Wenn man zum Beispiel ein Tennisspieler ist, fühlt man zu diesem Zeitpunkt, dass man wie ein Zuseher ist und eine Energie durch einen wirkt, so dass alles wie von alleine funktioniert, scheinbar mühelos.
Das ist ein sehr schönes Gefühl.

Der Lauf wurde 1997 von Sri Chinmoy ins Leben gerufen. Was ist dein Ziel während diesem Lauf?

Smarana: Um es auf den Punkt zu bringen: Mich besser Kennen zu lernen, ein besserer Mensch zu werden. Ich habe darüber einen Artikel verfasst, den kann man unter nachfolgendem Link nachlesen Warum 3100 Meilen laufen?.

Wie bereitest du dich für so einen Mehrtagelauf vor? Wie trainierst du dafür?

Smarana: Ich mache vor allem längere Läufe. Früher habe ich auch Projekte gemacht, so wie etwa um den Neusiedlersee zu laufen (110km) oder über den Großglockner durch Salzburg bis in die Stadt Salzburg zu laufen.
Jetzt mache ich vor allem zwei bis dreieinhalb Stundenläufe und natürlich Wettkämpfe, wie das 12-Stunden Gehen oder 6-Stundenläufe.

Wie sieht der typische Tagesablauf bei so einem Race aus?

Smarana: Um 5Uhr 30 ist Tagwache, um 6 Uhr ist Start ,um 13:00  eine 15-minütige Pause, um 18:00 gibt es eine zweite 15-minütige Pause  und um 23:30  gehe ich meistens nach Hause. Dazwischen wird gelaufen und gegessen.
Der Lauf wird auf einem Rundkurs ausgetragen und man kann seine Pausen und Laufzeiten zwischen 6:00 und 24:00 frei einteilen.

Ihr lauft während 51 Tagen immer wieder die gleiche Runde von einer Meile. Was tut ihr um euch die Zeit zu vertreiben?

Smarana: Wir waren letztes Jahr 12 Läufer bei dem Lauf und man findet immer wieder einen Laufpartner, mit dem man ein paar Runden zusammen läuft und sich über Gott und die Welt unterhält.
Ich laufe aber auch sehr gerne alleine, da das Laufen für mich ein In-mich-Gehen ist; es wird für mich zu einer Meditation. Je länger der Lauf wird umso intensiver wird es für mich.
Ich höre aber auch gerne Musik oder Hörbücher zu allen möglichen Themen.

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Was fühlt und denkt man wenn man bei so einem Rennen die Ziellinie überquert?

Smarana: Es ist ein sehr schönes Gefühl nach einer so langen Zeit etwas abzuschließen. Es ist ein Gefühl der Erleichterung und der Freude, denn man ist einen erfahrungsreichen, langen Weg gegangen. Man hat viele neue Eindrücke und Erfahrungen gewonnen und plötzlich beginnt wieder ein neues Leben, das Leben nach dem Rennen und es dauert einige Zeit bis man sich wieder daran gewöhnt hat.

Das ist ja jetzt schon das fünfte Mal dass du an diesem Lauf teilnimmst. Was hast du in all diesen Läufen dazugelernt?

Smarana: Es gibt so etwas wie einen Themenschwerpunkt für jedes Rennen. War es vielleicht das erste Mal die Geduld, so war es ein anderes Mal das Vertrauen in mich und in einen höhere Kraft…  

Wenn ich richtig informiert bin liegt deine Bestzeit bei 49 Tagen 4 Stunden 53 Minuten und 25 Sekunden. Hast du dir für dieses Mal ein spezielles Ziel gesetzt?

Smarana: Ich möchte natürlich jedes Mal ein Stück über mich hinausgehen, das bezieht sich aber nicht nur auf die Zeit sondern auch auf meine innere Fähigkeit Probleme besser lösen zu können und innerlich stärker zu werden.

Eigentlich leistest du ja Pionierarbeit. Du warst immerhin der erste Österreicher der diese Distanz gelaufen ist. Kannst du dir vorstellen einmal noch weiter zu laufen?

Smarana: Ja, warum nicht!
 
Du arbeitest ganz normal in einem bekannten Geschenksladen in Wien und organisierst auch noch einen 100 Kilometerlauf. Wie kriegst du das alles unter einen Hut? 

Smarana: Das eine schließt das andere nicht aus, sondern ergänzt sich. Ich liebe die Abwechslung und es wäre für mich zu wenig, einfach  nur zu laufen.

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Zum Abschluss vielleicht noch ein paar Ratschläge für unsere Leser. Was rätst du einem Hobbyläufer der auf die Ultrastrecke umsteigen möchte?

Smarana: Wichtig ist es auf die innere Stimme zu hören. Jeder ist anders und man kann sich viele wertvolle Tipps von anderen holen, aber letztlich muss man sich auf sein inneres Gefühl verlassen. Ich laufe  nicht gegen mich, sondern Laufen ist ein Mittel um Erfahrungen zu sammeln um unseren Körper zu stärken um eine rundere Persönlichkeit zu werden. Deswegen sollten auch Leistungssteigernde Anabolika oder Aufputschmittel keinen Platz im Laufsport haben.

Danke Smarana für dieses Gespräch.

Das Interview führte Roby Schltz.