„Die Menschen wissen gar nicht wie schön unsere Welt eigentlich ist!“
Interview mit Dipavajan Renner über den „World Harmony Run“.
Der World Harmony Run, ein globaler Fackellauf, startete am 2 März 2006 in Lissabon. Er hat als Ziel internationale Freundschaft, Völkerverständigung und ein harmonisches Zusammenleben zu fördern. Dabei trägt ein internationales Läuferteam eine brennende Fackel als Symbol der Freundschaft durch mehr als 100 Länder auf allen Kontinenten. Tausende von Menschen halten die Fackel in ihren Händen und geben damit ihrem Traum von einer besseren Welt Ausdruck. Der Lauf wird von international bekannten Sportlern wie Carl Lewis, Tatyana Lebedeva und Tegla Loroupe unterstützt. Mit am Start dabei war auch der europäische Koordinator des World Harmony Runs, der Österreicher Dipavajan Renner. Kurz nach seiner Rückkehr nach Graz stellte er sich für folgendes Interview zur Verfügung.
Dipavajan, du bist gerade vom World Harmony Run Start in Lissabon zurück: Wie war der Start?
Dipavajan: Wie jedes Jahr starteten wir witterungsbedingt in Portugal, da bei 8 Monaten „on the road“ das Wetter eine große Rolle spielt. Die portugiesischen Läufer, speziell die Kinder, waren sehr enthusiastisch und unglaublich motiviert. Wir hatten auch einen „special guest“: Tegla Loroupe aus Kenia. Sie ist momentan sehr involviert in NGO-Projekte mit Kindern. Gemeinsam mit zwei Schulen hat sie den Lauf in der Altstadt von Lissabon gestartet. Die Bilder sind um die ganze Welt gegangen!
Was ist die Botschaft des World Harmony Run?
Dipavajan: Die Botschaft ist eine sehr einfache: wenn Menschen gemeinsam in Freundschaft, Toleranz und Harmonie laufen können, dann können sie auch gemeinsam in Harmonie zusammenleben. Jeder Mensch kann ein Zeichen setzen, ein Beispiel geben. Das wird durch das Laufen oder durch das Weiterreichen der Fackel symbolisiert.
Wie geht heuer die Strecke durch Europa?
Dipavajan: Die diesjährige Strecke ist die längste in Europa bisher. Es werden 48 Länder auf einer durchgehenden Strecke von 27.000 km durchlaufen. Teilweise muss sogar das Team geteilt werden um die enorme Strecke zeitplanmäßig zu bewältigen.
Was sind die Highlights?
Dipavajan: Die Highlights sind definitiv die Treffen mit all den Kindern. Hunderttausende Kinder laufen jedes Jahr mit. Weiters besucht das int. Team verschiedenste Vereine, Organisationen, Regierungsvertreter und bekannte Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens. Es werden auch Spezialveranstaltungen mit verschiedensten Darbietungen und kleinen lokalen Läufen für das Team organisiert.
Wie kann man an diesem Lauf teilnehmen?
Dipavajan: Jeder kann mitmachen und entweder ein paar Kilometer mit der Fackel laufen oder sie einfach nur an andere Menschen weiterreichen. Geschwindigkeit spielt keine Rolle. Die einfachste Weise am Lauf teilzunehmen ist auf unserer Website www.worldharmonyrun.org den zuständigen Landeskoordinator zu kontaktieren und den aktuellen Zeit - und Streckenplan zu erfahren.
Du stellst das internationale Team zusammen das durch Europa läuft: nach welchen Kriterien suchst du deine Läufer aus?
Dipavajan: Ich versuche ein möglichst vielseitiges internationales Läuferteam zusammenzustellen. Hauptkriterium ist die Kapazität jeden Tag mind. 15 km laufen zu können. Viele Faktoren spielen noch mit: zum Beispiel ist unsere Teamsprache Englisch; wir machen Medienarbeit, Video- und Fotodokumentation, Präsentationen an Schulen und bei verschiedenen Empfängen. Auch unsere Ausrüstung und unsere Fahrzeuge müssen versorgt werden! Alle diese Anforderungen müssen vom Team im Sinn von Arbeitsteilung erfüllt werden...
Du bist schon einige Jahre europäischer Koordinator des World Harmony Run. Wann hast du damit begonnen und wie kam es dazu?
Dipavajan: Ich habe meinen ersten Lauf als ganz „normaler“ Läufer 1991 miterlebt; damals beim Streckenabschnitt Kärnten-Steiermark. Ich war von Anfang an begeistert von der Möglichkeit des WHR: es ist eine unglaublich effektive Sache Menschen über alle physische und geistige Begrenzungen hinaus zu verbinden und das Gefühl zu erfahren, eine Weltfamilie zu sein! Ich habe erstmals 1993 einen Streckenabschnitt organisiert und bin 1995 vom damals abtretenden Europakoordinator gefragt worden ob ich seinen Platz einnehmen möchte. Das klingt vielleicht sehr spektakulär, aber 1995 war meine Hauptaufgabe, die verschiedensten Länder zu koordinieren. Die wirkliche Herausforderung stellte sich 1999, als wir erstmals mit einem int. Team durch ganz Europa liefen. Dieser Lauf, der in dieser Form bis heute erhalten ist, sprengte wirklich alle Grenzen unserer Organisation! Alle Länder auf einer durchgehenden Strecke zu durchlaufen, ein Team durch Europa zu führen und gleichzeitig sich mit allen Länderkoordinatoren abzustimmen.
Was hast du in all diesen Jahren dazugelernt?
Dipavajan: Ich habe vor allem gelernt, dass jeder Mensch etwas bewirken kann, ganz gleich wie gering unsere Kapazität ist oder was unsere Position in der Gesellschaft ist! Alle unsere Bemühungen und Vorbildwirkungen zusammen ergeben als Ganzes eine unglaublich starke positive Kraft welche große Dinge bewirken kann.

Kannst du uns spontan die eine oder andere lustige Szene erzählen, die du beim World Harmony Run erlebt hast?
Dipavajan: Äußerst schwierig, nach so vielen Erlebnissen sich an all die Einzelheiten zu erinnern! Aber generell ergeben sich die lustigsten Situationen, wenn ein Läufer verloren geht oder verschiedenste Erfahrungen mit Unterkünften oder Verpflegung! Man kann sich gar nicht vorstellen, was wir schon alles zu Essen bekommen haben oder wo wir schon überall geschlafen haben!
Was fehlt man wenn man von einem Land ins andere läuft, wenn man so viele Leute trifft von verschiedenen Kulturen und Nationalitäten?
Dipavajan: Eine der wichtigsten Erfahrungen für mich ist, dass jedes Land etwas Spezielles anzubieten hat! Wie ein großer Blumengarten, welcher seine Schönheit seiner Vielfalt zu verdanken hat, so stellt jede Nation oder Kultur etwas Einzigartiges dar! Die Menschen wissen gar nicht wie schön unsere Welt eigentlich ist!
Der Lauf wird von berühmten Sportlern, Politikern und andern Persönlichkeiten unterstützt. Kannst du uns ein paar Namen nennen?
Dipavajan: Um nur einige zu nennen: Papst Johannes Paul II, Mutter Teresa, Mikhail Gorbatschow, Carl Lewis, Muhammad Ali und viele mehr.
Du warst in letzten Jahren mit dem World Harmony Run immer in Europa unterwegs, wird dich die Zukunft auch zu anderen Kontinenten führen?
Dipavajan: Ich war mit dem WHR bereits in 60 Ländern; Der Lauf findet ja nicht nur in Europa statt, sondern in ca. 100 Ländern. Ich werde heuer nach Äthiopien und Kenia gehen, wo wir einer persönlichen Einladung der beiden Weltklasseathleten Paul Tergat (Weltrekordhalter im Marathon) und Tegla Loroupe folge leisten werden
Die heutige Welt ist alles andere als Harmonie, was trägt der Harmonie –Lauf konkret zu eine besseren Welt bei?
Dipavajan: Der Lauf verbindet Menschen und zeigt uns, dass wir gar nicht so verschieden sind: wir tragen dasselbe Streben in nach einer friedlicheren, harmonischeren Welt in uns!
Dipavajan, Danke für dieses Gespräch.
Das Interview führte Roby Schiltz