2020 fand der Sri Chinmoy Self-Transcendence-Lauf zum ersten Mal in Salzburg, Österreich statt. Fünf Läufer gingen hier an den Start, um die 3100 Meilen (ca. 5000km) zu vollenden. Normalerweise wird dieser Ultralauf in New York abgehalten, aber bedingt durch die Corona-Krise konnte er dort nicht stattfinden. Spontan entschloss sich ein Team von freiwilligen Helfern, dieses immense Rennen in Salzburg auf die Beine zu stellen, was auch innerhalb kürzester Zeit gelang. Die Runde von 1km im schönen Glanspitz-Park war schnell gefunden und bald waren die Versorgungs-Zelte aufgestellt. Obwohl die Teilnehmerzahl auf 5 begrenzt wurde, war dennoch eine große Schar von Helfern, Köchen, Zählern und Wachleuten erforderlich, um einen sicheren Ablauf zu gewährleisten. Der Rennleiter Priyavadin Reisecker, welcher das Cafe “The Heart of Joy” in Salzburg führt, stellte sicher, dass diese einzigartige Veranstaltung so kurzfristig an einem neuen Ort stattfinden konnte. Die Organisatoren und Läufer mussten zudem die Herausforderungen meistern, die der heuer besonders nasse und kalte Herbst mit sich brachte.

Die herausragende Performance dieses Laufes leistete der Italiener Andrea Marcato (38), welcher zum ersten Mal am 3100-Meilen-Lauf teilnahm. Seine Zeit von 43 Tagen, 12 Stunden und 7 Minuten stellt einen Rekord für einen Erstteilnehmer dar und ist gleichzeitig die fünftbeste Zeit überhaupt. Andrea stellte außerdem eine Reihe von Nationalrekorden auf und platzierte sich als Fünfter weltweit. Nach Beendigung des Laufes sagte er:

“Ich bin wirklich glücklich, dass ich nun alle Distanzen, die es weltweit gibt, zurückgelegt habe. Daher bin ich jetzt richtig glücklich und zufrieden. Das Gefühl von tiefer Erfüllung, von innerem Frieden und die Freude, welche ich einen Monat lang hatte, nachdem ich ein 10-Tage-Rennen beendet hatte, motivierte mich, auch das längste zertifizierte Straßenrennen der Welt zu laufen. So ein Gefühl hatte ich nach einem 24-Stunden-Lauf noch nie.”

Ein Bericht von seinem letzten Tag ist hier veröffentlicht, und in dieser Zusammenfassung sind Marcatos Daten aufgelistet.

Den zweiten Platz belegte der Salzburger Ushika Muckenhumer (52), der gleich um die Ecke von der Laufstrecke wohnt. Er erreichte eine persönliche Bestzeit von 49 Tagen, 14 Stunden und 13 Minuten. Als Lokalmatador wurde er von seiner Familie, seinen Kollegen, Nachbarn und Freunden unterstützt.
Während des Laufes erhielt er sogar eine persönliche Botschaft vom Österreichischen Bundespräsidenten, der den Läufern gute Wünsche für ihre große sportliche Herausforderung übermittelte. Hier geht es zum Wortlaut seines Briefes.

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Der 3100 Meilen Lauf

Nirbhasa Magee aus Irland belegte den dritten Platz. Magee nahm zum vierten Mal erfolgreich am 3100-Meilen-Lauf teil. Eine enorme Leistung, zumal er während des Rennens erkrankte und dadurch große Erschöpfung erlebte. Er kämpfte sich hindurch und konnte etliche Tage nur gehen. Aber da er in den ersten Tagen ein Polster von vielen Meilen angesammelt hatte, konnte er am letzten Lauftag sein Ziel erreichen.

Ananda-Lahari Zuscin, 45, aus der Slowakei, konnte innerhalb der gesetzten Zeit das Rennen nicht beenden, aber er erreichte in 51 Tagen beachtliche 2799,6 Meilen. Zuscin hat den 3100-Meilen nun zum 6. Male bestritten und gehört damit zu denen, die am häufigsten teilgenommen haben. Er beeindruckt die Zuschauer immer wieder mit seiner Heiterkeit und Entschlossenheit, egal, wie schnell oder langsam er unterwegs ist.

Milan Javornicky, 46, aus Tschechien, nahm auch zum ersten Mal teil und konnte seine persönlichen Grenzen transzendieren: trotz schmerzhafter Schienbeinprobleme gelang es ihm, 2713,9 Meilen zu erreichen. Obwohl er die meiste Zeit große Unannehmlichkeiten hatte, war er entschlossen weiterzumachen und das Bestmögliche zu geben.

Alle fünf Läufer erfüllten auf ihre Weise das Ideal der Selbsttranszendenz, welches für Sri Chinmoy das Herz dieses Laufes darstellt:

„Ich habe kein fixes Ziel; mein Ziel ist Selbsttranszendenz. Ich versuche immer, mich selber zu übertreffen. Ich stehe nicht mit der Welt im Wettstreit. Ich wetteifere nur mit mir selbst und versuche, ein besserer Mensch zu werden. Das ist mein höchstes Ziel.“

- Sri Chinmoy

Der spirituelle Lehrer Sri Chinmoy war selbst ein bemerkenswerter Sportler, der etliche Marathons und Ultra-Marathons absolvierte. 1996 begründete er den 3100-Meilen-Lauf. Dieser sollte der ultimative Test für Läufer sein, um die eigenen physischen, mentalen und spirituellen Grenzen zu überwinden. Bei der ersten Siegerehrung am 2. August 1997 in New York brachte  Sri Chinmoy seine Vision dieser besonderen Veranstaltung zum Ausdruck, die eine Vision des guten Willens und des inneren Friedens ist:

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Sri Chinmoy beim 3100 Meilen Lauf

„Diese 3100 Meilen bedeuten eine beispiellose Reise in unserem Traum von der Manifestation des Weltfriedens. Weltfrieden kann nur entstehen, wenn wir von Geduld und Ausdauer durchdrungen sind. Wir brauchen unendliche Geduld in unserem inneren Leben, und Ausdauer brauchen wir in unserem äußeren Leben.

Diese 3100 Meilen erinnern uns an eine göttliche und höchste Wirklichkeit: wir können und müssen alles in unserer Macht Stehende tun, um die Welt der Lethargie und Unwilligkeit in Dynamik zu verwandeln. Die Unwilligkeit lassen wir nicht hinter uns, darum bleibt unser Glück immer in weiter Ferne. Die Bereitschaft zu geben, die Bereitschaft zu erreichen, die Bereitschaft zu wachsen und zu glühen – das ist die Botschaft unserer Seelen. Mit dem Segen unserer Seelen werden und können wir unser irdisches Leben erfüllen.“ - Sri Chinmoy